Das Geheimnis einer guten musikalischen Frühförderung

Wie gelingt es am Besten?

Worauf muss man achten?

 

Ähnlich wie beim Erwerb der Sprache, verhält es sich auch mit dem Erwerb von Musikalität und damit der Fähigkeit Musik zu empfinden und/oder wiedergeben zu können.

Genau so, wie wir zu unseren Kindern sprechen, bevor sie selbst sprechen können, müssen wir zunächst zu ihnen singen bzw. ihnen einfach Musik vorspielen, lange bevor wir erwarten können, dass sie mit uns singen. Denn nur dann entstehen so genannte mentale Repräsentationen (synaptische Verbindungen) für Rhythmen, Melodien, Akkordfolgen, Tonarten und vieles mehr.

 

Erleben bzw. hören die Kinder eine Vielzahl unterschiedlicher Melodien, Klangfolgen & Rhythmen, gibt es dann für all diese Detailbereiche der Musik auch solche mentale Repräsentationen und Musik kann später differenziert wahrgenommen, erkannt & in weiterer Folge in hoher Qualität wiedergegeben werden.

 

„Jedes Kind ist in einem ihm eigentümlichen Maße musikalisch, d.h. fähig, Musik als Musik wahrzunehmen, sie zu genießen und sich musikalisch auszudrücken, so wie jeder Mensch in unterschiedlichem Grade sprachbegabt ist. Nichtmusikalisch zu sein ist NICHT ANGEBOREN.“ (vgl. Kinder brauchen Musik, Wilfried Gruhn 2003 Beltz Verlag)

 

Daraus resultiert, dass Kinder sehr davon profitieren, wenn sie ganz unterschiedliche und vielfältige Musik hören. Ganz wichtig dabei ist, dass es sich NICHT ausschließlich um einfache Kinderlieder handeln sollte. Im übrigen gibt es ja auch bei Kinderliedern große Qualitätsunterschiede aus musikalischer Sicht. Zum einen in der Instrumentierung, aber auch in der Komplexität und Feinheit des musikalischen Ausdrucks (Rhythmus, Taktfolgen, Akkorde uvm).

 

Spielen wir unseren Kindern ausschließlich extrem vereinfachte (für unser Erwachsenen-Ohr vielfach fade) Lieder vor, werden allein hierfür Repräsentationen gebildet. Hier ein Beispiel. In diesem Beispiel ist auch zu hören, dass es sich ebenso um keine „echten“ Instrumente, sondern ausschließlich Synthesizer Sounds (elektronisch erstellte Instrumente) handelt.

Anders verhält es sich bei diesem Beispiel. Die Musiker zeigen hier auch, dass ein und dasselbe Lied auf unterschiedliche Weise gesungen werden kann. So können sich wunderbare Repräsentationen bilden. Hier noch ein Beispiel von meinen Kompositionen mit echten Instrumenten.

Aber unabhängig von Kinderliedern ist es Gold Wert gemeinsam viele Musikrichtungen von unterschiedlicher Herkunft zu hören. 

 

ZUR MUSIK BEWEGEN

 

Kleinkinder nehmen Musik intensiv als affektive Eindrucksqualitäten wahr und weniger als differenzierte Informationen über Tonhöhe, Dauer und Pausen. Wir Erwachsenen kennen diese Art der Wahrnehmung auch noch, wenn wir z.B. bei einem Musikstück „Gänsehaut“ bekommen. Man könnte daher sagen, dass Musik für Kinder ein körperlicher Vorgang und weniger ein akustischer Reiz ist.

Das sind optimale Voraussetzungen für ein späteres Feingefühl für Rhythmus und Intonation (den Ton treffen). Denn die Stimme und der Körper sind das erste Medium für die musikalische Ausdruckskraft des Kindes.

 

Einfach gesagt: Nur wenn der Körper (innerlich oder äußerlich) mit tanzt (sich rhythmisch mit bewegt), ist es möglich Rhythmus zu empfinden und später auf ein Instrument zu übertragen.

 

Dabei lernen sie natürlich von uns. Es gibt nichts Schöneres, als ein Papa, eine Mama oder eine Pädagogin/ein Pädagoge, die Musik genießen, ihrem Bewegungsdrang und ihren vielfältigen Emotionen freien Lauf lassen. 

 

MIT DEM PROFI LERNEN

 

Beim reinen Zuhören von gesprochenem oder gesungenem Wort imitieren die Zuhörer (ob Kinder oder Erwachsene) die Stimmfunktionalität des Sprechers/Sängers (vgl. Sprecherzieherisches Elementarbuch, Heinz Fiukowski 2002 Max Niemeyer Verlag).

 

Interessant dabei ist, dass wir eben genau jene Stimmfunktionalität (Atmung, Kehlkopfaktivität und Resonanznutzung) des Sprechers/Sängers nachvollziehen. So werden etwaige Überspannungen genauso auf den Hörer übertragen, wie auch eine gesunde, ökonomische Stimmfunktion, die z.B. für ein korrektes Intonieren (richtig Singen) benötigt wird.

Daraus resultiert, dass der Umgang mit einer stimmlich ausgebildeten Person eine langfristig positive Wirkung auf Kinder hat und sie somit sowohl die richtige Atmung, als auch eine gesunde Kehlkopf-/Stimmbandaktivität und Resonanzraum-Nutzung mit nachvollziehen.

 

Als Gesangsprofi diene ich gerne als Model für gesunde Stimmfunktion, richtiges Intonieren und akzentuiertes rhythmisches Singen.

Hier ein Beispiel

Singen & Sozialverhalten

 

Sprechen ist nur abwechselnd möglich. Beim Singen erklingen die Stimmen gemeinsam und es entsteht dabei ein neuer Klang. Diese Erfahrungen beeindrucken Kinder oft nachhaltig. In einer Studie der kanadischen Psychologin Laurel Trainor zeigte sich, dass jene Gruppen, in denen gehäuft musiziert, gesungen und getanzt wurde, mehr kommunikative Gesten, sowie weniger Episoden von Stressverhalten gezeigt wurden. (Vgl. Warum singen glücklich macht, Gunter Kreutz, 2014 Psychosozial-Verlag)

 

Daraus resultiert, dass Kinder ungemein vom gemeinsamen Singen/Musizieren für ihr Sozialverhalten profitieren. Einerseits im Kindergarten oder in der Schule, aber – und das ist noch viel besser – im familiären Kreis. Gitarre oder Ukulele müssen nicht mit Noten oder ähnlichem erlernt werden. Kinderlieder zu begleiten geht schnell und die Freude in der Familie ist dann umso größer, wenn ein Elternteil ein Instrument beherrscht.

 

Romana Ackumey, Stimmgenuss-Coach

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